Volksspiel aus alter Zeit.

Hürna in Furna

Hürnen
Nach der Schneeschmelze trifft man sich in Furna an zwei, drei Sonntagnachmittagen zum «Hürnä», welches in dieser Form nur in Furna praktiziert wird. Zu hoch darf das Gras auf der Frühlingswiese natürlich nicht stehen, wenn die «Hurilatte» aufgestellt wird. Die Ersten, die eintreffen, markieren das Zielfeld mit Holzscheitern.

Die Fänger

Idealerweise weist das Spielfeld eine Steigung zwischen 18 und 25 Prozent auf. An tiefster Stelle wird die Hurilatte aufgestellt, Schlagrichtung gegen den Hang. Rund 20 Meter oberhalb der Schlaglatte beginnt das Fangfeld von 10 Metern Breite. Nach oben ist das Feld offen. Den untersten Posten im Feld nennt man «Gitzi», den Spieler, der dort steht «Gitzler». Die Auswahl der Gruppen bleibt den zwei jüngsten Teilnehmern vorbehalten. Eine Schindel wird einseitig mit «Gudlä» (feuchte Erde) gekennzeichnet. Bevor die Schindel in die Höhe geworfen wird, einigen sich die Wähler über die trockene oder dreckige Seite. Nach der Auswahl begeben sich die Fänger ins Zielfeld. Ihre Aufgabe besteht darin, möglichst jeden ins Feld geschlagenen «Huri» abzufangen. Dazu wird die Dachschindel (etwa 60 cm lang, 25 bis 30 cm breit und 1,5 cm dick) mit kreisenden Bewegungen in die Luft geworfen, in der Hürnersprache «geschlingget». «Erblaktet», dass heisst mit der Hand abgefangen, wird der «Huri», nur dann, wenn er direkt auf den Fänger zufliegt.

Die Schläger

Aufgabe der Schläger ist es, den «Huri» mit Hilfe des «Huristecken» (im Winter von einer Haselstaude geschnittener Schlagstock von 2 m Länge und 3 – 4 cm Dicke) möglichst oft ins Zielfeld hinein zu schlagen, ohne dass er abgefangen wird. Der erste Schläger darf solange schlagen, bis sein «Huri» abgefangen wird oder er drei «Böcke» hintereinander schlägt. Die erste Schlägerpartei schneidet bei jedem «Guten» eine Kerbe in ein dünnes Holzscheit. Wenn die Fänger zu Schlägern werden, sehen sie, wie viele «Gute» die andere Gruppe geschlagen hat. Jetzt kann die Schlägergruppe bei jedem «Guten» eine Kerbe ausbrechen. Sobald alle Zacken weggeschnitten sind, heisst dies «erwehrt». Der Spielstand ist unentschieden. Bringt die Partei jedoch noch einen «Guten» hinein, bevor alle Schläger an der Reihe waren, hat sie gewonnen. Diese Partei beginnt die neue Runde, «uf z’Nüüä»!

Der Huri

Der «Huri» hat grosse Ähnlichkeit mit einem Eishockeypuck. Die Scheibe weist einen Durchmesser von 5-6 cm auf. Sie wird aus Hartholz (Buche, Kirschbaum, Nussbaum) gedrechselt. Am geeignetsten ist ein verwachsenes, verkrüppeltes Stück Holz, ein «Mäscher». Der «Huri» wird mit «Dräck» auf der Latte montiert.

Text/Bild: Heidi Wyss, Furna

Herkunft

Um den Ursprung des «Hurnä» wird spekuliert. Laut einer alten Walserzeitung nimmt man an, dass das «Hürna» im 13. Jahrhundert von den Walsern nach Rätien gebracht wurde. In den bündnerischen Walsersiedlungen hat das Spiel offenbar einzig in Furna Wurzeln geschlagen. Der älteste Zeitzeuge stammte aus dem 17. oder 18. Jahrhundert.

Zusammenfassung Hürna

Hier finden Sie eine von Lukas Sonderegger im 2003 erstellte Zusammenfassung, welche im 2014 von Johannes Bärtsch überarbeitet wurde. Viel Vergnügen beim Lesen!

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