Filigrane Handarbeit.

Kränzli und Tschäppel

Kränzli und Tschäppel
Mütter und Grossmütter sammeln jeweils am Auffahrtstag auf Wiesen und Gärten Vergissmeinnicht, Gänseblümchen, Hahnenfuss und andere Frühlingsblumen. In filigraner Handarbeit werden daraus Blumenkränzchen für Töchter und Enkelinnen. 

Den Buben binden sie kleine Sträusschen «än Tschäppel» oder «ä Meija» fürs Revers. In feinster Sonntagstracht, einer Tracht oder Kutte besucht man dann gemeinsam den Gottesdienst. Die Luzeiner und Panyer Kinder werden gar mit Ross und Wagen zur Kirche gefahren.

Den Auffahrtstag verbringt man von Dorf zu Dorf unterschiedlich. Beispielsweise mit einem Umzug vor oder nach Gottesdienst in Schiers, Fanas oder Jenaz. Oft traf man sich früher auch mit einer Kameradin zum «Uffahrtsgaffi», welcher auch Kuchen, Zopf und Crème beinhaltete und meist unter Ausschluss der «neidischen» Knaben stattfand. Wie auch der anschliessende Tanz in einem Gasthaus des Dorfes.

«Uffahrtsgaffi» gibt's heute noch in Saas und Fideris. Während letztere sich erbarmungslos mit dem männlichen Geschlecht zeigen, dürfen in Saas die Knaben «iibrächä». Ein Fenster beim betreffenden Haus ist «eventuell» nicht geschlossen und die Knaben gelangen ins Haus und an den mit Süssigkeiten reich gedeckten Tisch.

Das warum und woher dieses Brauchs ist schwer zu eruieren. Am wahrscheinlichsten ist die Erklärung, dass dieser Brauch an Auffahrt ursprünglich ein Frühlingsfest, ein Fruchtbarkeitsfest war und dem kirchlichen Anlass aufgepfropft wurde.

Quelle: Auszug aus einem Text von Marietta Kobald luaga.ch